Chlorhühnchen sollten TTIP nicht verhindern

Dr. Reinhold Festge, VDMA-Präsident aus Oelde zu Gast bein MIT-Kreisverband Warendorf

Vor den CDU-Mittelständlern der Kreis-MIT machte der Präsident des Verbandes der Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer in der Gaststätte „Waldmutter“ in Sendenhorst deutlich, dass die Amerikaner ihren Hähnchen nur die Chlordusche verabreichen, um ihnen die Antibiotika-Behandlung zu ersparen, die in Europa üblich ist.
„Nehmen Sie die Dinge so wie sie sind und nicht, wie Sie sie gerne hätten“, mahnte Festge, zugleich auch persönlich haftender Gesellschafter bei Haver & Boecker in Oelde. Selbst wenn sich die deutsche Wirtschaft noch oberflächlich gesehen in guter Verfassung präsentiere, sei es alarmierend, dass der Maschinenbau seit fünf Jahren stagniere
Während andere Länder mit fünf, sechs oder sieben Prozent auf der Überholspur sind, brechen uns die Märkte weg“, beklagte Festge weiter. Trotz des hohen Beschäftigungsgrades gebe es deutliche Anzeichen für eine Abkühlung der Konjunktur. Erschwerend komme die „bürokratische Regelungswut“ und die politische Unsicherheit um die geplante Neuregelung der Erbschaftssteuer hinzu, die sich investitionshemmend erweise.

Gerade wegen dieser Risiken seien TTIP und die Digitalisierung der Wirtschaft unter dem Begriff „Industrie 4.0“ eine große Chance. „Wir brauchen größere Märkte und mehr Arbeitsplätze“, forderte Festge. Die verbindliche Regelung von gemeinsamen Standards im Rahmen des Freihandelsabkommens mit den USA entlaste die Unternehmen diesseits wie jenseits des Atlantiks von Kosten in Milliardenhöhe. Zugleich versuchte Festge die Bedenken gegen eine weitere Digitalisierung der Industrie zu zerstreuen. Sie sei sogar dringend notwendig, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.

Festge, der erst kürzlich Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel auf dessen Reise nach Kuba begleitet hatte, warnte davor, auf Kuba zu große Hoffnungen als künftigen Handelspartner zu setzen. Das Land sei nach sechs Jahrzehnten sozialistischer Planwirtschaft pleite. Auch auf das große Geschäft mit dem Iran zu hoffen, sei verfrüht, solange die US-amerikanischen Banken beim Geldverkehr mauerten. Das könnte sich freilich mit der Aufhebung der Wirtschaftssanktionen am Wochenende erledigt haben.