Jan Fleischhauer bei der MIT

Politiker sollten klare Worte benutzen

Wenn Politiker klare Worte benutzen würden, gäbe es nicht so viele Missverständnisse. Für spiegel-Redakteur Jan Fleischhauer hat sich die politische Atmosphäre und damit die Diskussion in Deutschland erhitzt. Das führt zu Problemen.
 
„Was heißt heute eigentlich konservativ?“ Nicht nur dieses Thema griff Spiegel-Redakteur Jan Fleischhauer als Gast der Mittelstandsvereinigung ( MIT ) des Kreises Warendorf am Donnerstag im Hotel Witte in Vorhelm auf. Er zeigte sich besorgt über neue gesellschaftliche Strömungen.
„Das Thema scheint en vogue zu sein“, spielte Jan Fleischhauer auf den Begriff Konservatismus an. Die Definition „am Bewährten festhalten“ sei dabei nicht überzeugend, das würde eher für Die Grünen zutreffen. Vielmehr sei konservativ eine Geisteshaltung, auch in unruhiger Zeit nicht die Nerven zu verlieren. Der Konservative stehe staunend vor der Unvernunft der Welt, akzeptiere sie aber.
 
 
Der Spiegel-Redakteur, der Mitte des Jahres zum Burda-Verlag wechseln wird, sah eine aufgeheizte politische Atmosphäre. Grund dafür sei, dass im linken Teil des politischen Spektrums eine Nervosität eingesetzt habe, weil die Rechten unerwartet in der Meinungsführerschaft mächtiger geworden seien. Vielmehr habe die Moralisierung in der Politik zugenommen. So wird beispielsweise die Frage der Einrichtung eines Radweges mit Klimaschutz verbunden, die Diskussionen werden daher immer hitziger. Der Gegenentwurf dazu sei Angela Merkel, die gerade wegen ihrer Unaufgeregtheit und Verlässlichkeit so hohe Beliebtheitswerte habe.

„Es gibt das Wort der German Angst“, sah Jan Fleischhauer einen großen Faktor in der Politik, von dem AfD und Die Grünen profitierten. „Wer aus Betroffenheit spricht, ist mittlerweile im Vorteil“. Es sei ein großes Missverständnis, die AfD sei eine rechtere CDU. Die AfD wolle eine revolutionierende Kraft sein. Menschen wählten die AfD nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern weil sie sich kulturell abgewertet fühlen. „Wenn sie Menschen gegen sich aufbringen wollen, dann geben sie ihnen das Gefühl, sie seien Deppen“, sah Fleischhauer daher einen falschen Weg, gegen Po­pu­lismus vorzugehen. Politikern empfahl er, sich einer unkomplizierten klaren Sprache zu bedienen. Wolfgang Bosbach nannte er dafür als Beispiel.